Unsere Tour 2015 beginnt in der ältesten Stadt Deutschlands – Trier. Bei sehr heißen Temperaturen von weit über 30 Grad sind wir sehr froh, dass unsere Kinder uns die Anstrengungen einer Zugfahrt erspart und uns huckepack (natürlich waren nur unsere Räder auf dem Buckel) nach Trier gebracht haben. Angekommen in der über 2000 Jahre alten Stadt beziehen wir zuerst unser Zimmer im Hotel. Wir haben uns für das Hotel Deutschherrenhof entschieden. Es liegt sehr zentral und der Gastgeber ist sehr freundlich. Natürlich war bei diesen Temperaturen auch unser Zimmer super geheizt. Jetzt müssen wir dringend etwas gegen unseren Durst tun und auch etwas Hunger ist aufgetaucht. Beide Probleme können wir problemlos bei einem Italiener lösen, mit echtem Trierer Löwenbräu. Danach geht es in die Stadt. Ein wenig Sightseeing muss sein. Damit wir gesund wieder nach Hause kommen, stellen wir sicherheitshalber eine Kerze im Dom auf. Die Römer haben hier überall ihre Spuren hinterlassen. Natürlich wurde auch eine kleine Cachetour erfolgreich in unseren Rundgang eingearbeitet. Dann reicht es aber auch und unsere beiden Kinder wollen wieder zurück nach Hause. Wir nutzen die Zeit und gehen auf unser Zimmer für eine erste Abkühlung unter der Dusche, um danach erneut die Stadt zu erkunden. Es lohnt sich wirklich. Der Hauptmarkt, der Dom und das Kurfürstliche Palais, um nur einige zu nennen. Aufgrund der großen Hitze ziehen wir uns in einen wunderschönen Innenhof zurück, bestellen zwei Bier und beobachten einige Paare, die gedankenverloren auf einer Bühne Tango tanzen. Ein kurzer Abstecher zu einer Currywurst-Destination und einem weiteren Bier in einem kleinen Lokal und wir kehren in unsere Unterkunft zurück. Nochmals duschen und ab ins Bett. Morgen geht es los – die Mosel entlang.
Von Trier nach Zeltingen-Rachtig
Am nächsten Morgen nach einem kräftigen Frühstück werden die Räder aus der Garage geholt und beladen. Los geht’s. Es sind nur wenige Minuten bis zum Wasser. Der Weg aus Trier heraus ist etwas umständlich, aber irgendwann fahren wir direkt an der Mosel flussabwärts. Unser heutiges Tagesziel ist Zeltingen-Rachtig ca. 77 km entfernt. Dort waren wir schon einmal mit Jutta & Günter kurz vor Weihnachten und genau die Beiden erwarten uns heute dort. Wir freuen uns und treten in die Pedale. Der Himmel ist blau und der Wind gnädig. Wir kommen besser voran, als gedacht und korrigieren unsere geplante Ankunftszeit. Der Ausblick ist wunderschön. Wir fahren häufig direkt durch die Weinberge. Keine Menschenseele ist zu sehen. Nach wenigen Kilometern verschwindet die Jacke auf dem Gepäckträger. Auf beiden Seiten der Mosel sind die teilweise extrem steilen Weinberge zu sehen. Es muss eine Knochenarbeit sein, hier den Wein zu ernten und die Reben zu pflegen. In Trittenheim, das schon zum Kreis Bernkastel gehört, kommen wir an einem wunderschönen ehemaligen Bahnhof der Moselbahn vorbei. Auf unserem Weg treffen wir mehrfach ein Ehepaar, das zu einer Tagestour mit dem Fahrrad unterwegs war. Da wir natürlich am Straßenrand den einen oder anderen Cache mitnehmen, werden wir immer wieder überholt. Nach der dritten Begegnung verabreden wir uns im nächsten Ort (Neumagen) auf ein kühles Pils. Es gab leider nur Flaschenbier, dafür aber die kleinsten Pilsgläser, die ich je gesehen hatte- 0,2 l. Wir hatten viel Spaß und nach einiger Zeit kamen immer mehr Radler und gesellten sich zu uns. Nach 2,5 Gläsern Bier mussten wir aufbrechen, denn schließlich warteten Jutta + Günter auf uns.
Gegen Mittag (13.30 Uhr) erreichten wir Bernkaste-Kues und die Temperaturen näherten sich den Höchstwerten. In solchen Situationen rät der Arzt – immer ausreichend Flüssigkeit aufnehmen. In unserem Alter hört man auf seinen Doktor. Deshalb machen wir einen kurzen Stopp für ein richtiges Bier vom Fass. Danach setzen wir unsere Fahrt fort. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis Zeltingen-Rachtig. Nach 77,2 km haben wir unser Tagesziel erreicht.
Auf dem Weg zu unserer Unterkunft sahen wir von weiten Jutta und Günter auf der Brücke, die zum Kloster führt, winken. Sie hatten schon geprüft, ob das Bier im Kloster Machern noch genauso gut schmeckt, wie beim letzten Mal. Der Test verlief positiv. Diesmal werden wir auch den Biergarten kennenlernen, der im Winter natürlich geschlossen war. Nach ausgiebiger Begrüßung wollten wir aber zunächst unsere Unterkunft kennen lernen und die Räder abstellen. Wir hatten zwei Doppelzimmer im Gästehaus Resi reserviert. Frau Schäfer (Resi) machte schon am Telefon einen sehr netten Eindruck und wir wurden nicht enttäuscht. Wir wurden sehr herzlich begrüßt und die Zimmer übertrafen unsere Erwartungen. Beide Zimmer lagen direkt nebeneinander und waren über einen großen Balkon verbunden. Bad, Bett und Lage waren perfekt. Nur kurz aus packen, duschen und frische Klamotten an und dann ab zur Bierprobe.
Obwohl ich eigentlich einen kräftigen Schweinebraten oder sogar eine Haxe essen wollte, entschied ich mich bei der großen Hitze für ein leichtes Essen – für Fisch – ein großer Fehler. Den restlichen und den nächsten Tag war die Verdauungssituation explosiv und brandgefährlich. Egal, beim Radfahren verschwinden alle Probleme. Am Nachmittag stand ein Rundgang durch den Ort mit anschließendem Umtrunk auf dem Programm. Nach 24 kleinen (0,25 l) Bieren und überteuerten Country-Kartoffeln sind wir so leise wie möglich in unsere Unterkunft gegangen. Erneut duschen und einen „kleinen Absacker“ auf dem gemeinsamen Balkon und die Nachtruhe konnte kommen.
Am nächsten Morgen wartete nach einem selbstgemachten Kaffee ein fürstliches und besonders liebevolles Frühstück im hauseigenen Wintergarten auf uns. Frau Schäfer hatte an alles gedacht. Wenn jemand auf seiner Radreise die Mosel entlang eine günstige Unterkunft sucht, sollte er sich das Gästehaus Resi merken. Besser geht es nicht. Zwei Brötchen für die Weiterfahrt geschmiert und dann noch packen und aufsatteln. Ein schöner Tag, der viel zu schnell vorbei war, liegt hinter uns. Wir verabschieden uns, denn auf uns wartet heute das Tagesziel Klotten.
Von Zeltingen-Rachtig nach Klotten
Bei allerbestem Wetter setzen wir unsere Reise fort. Wir kommen am Ortsausgang am Bau der umstrittenen Moselbrücke (Hochmoselübergang) vorbei. Hier warten 160 m hohe Pfeiler darauf, bald eine Brücke zu tragen. Beeindruckend, aber nicht schön in dieser wundervollen Landschaft. Weiter geht die Fahrt und die Temperatur steigt. Wir kommen am Budda-Museum in Traben-Trabach vorbei. In dieser ehemaligen Weinkellerei gibt es 2.000 Buddas zu bewundern, aber wir haben heute keine Lust reinzuschauen. So gegen 11.00 Uhr wird der Durst penetranter und wir verlassen unseren Weg am Wasser. Ein Kaltgetränk muss her. Wir finden das Lokal Zur Marienburg in Pünderich und bestellen eine Cola mit Eis! Nach einer kurzen Pause geht es weiter. Wir passieren den Ort Zell mit der weltberühmten schwarzen Katze. Unterwegs versorge ich mich in einem Blumengeschäft (Dat Bleemsche) mit einigen Bananen, sicher ist sicher.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) baute man eine Bahnstrecke, um möglichst schnell Munition und Material von Berlin nach Metz (damals auch Deutschland) zu schaffen. Die Strecke verlief möglichst gerade über Brücken und durch Berge, Hauptsache schnell und direkt, die sogenannte „Kanonenbahn“. Wir fahren an einer ziemlich verrosteten Brücke vorbei.
Danach kommen wir an der Ruine des Klosters Stuben vorbei. Hier soll ein Cache sein, aber wir sind nicht erfolgreich. Bei der großen Hitze hält sich unser Ehrgeiz in Grenzen. Nach kurzer Suche setzen wir unsere Fahrt fort. Wir sind schon sehr gespannt, wie unsere Unterkunft heute aussieht, denn wir haben ein Zimmer in einem echten Biker-Hotel gebucht, stilecht eben, aber das dauert noch.
Unsere Strecke führt uns an einer kleinen Quelle vorbei, eine perfekte Gelegenheit, die Füsse mit kalten Wasser etwas runter zu kühlen, denn die Hitze steigt weiter. Im nächsten Ort wollen wir uns auch innerlich abkühlen. Leichter gesagt als getan. Die Einkehrmöglichkeiten sind sehr begrenzt. Schließlich wird unsere Bitte erhört. Leider bekommen wir nur Flaschenware, aber das ist jetzt auch egal. „Ist a hard life“, wie ein Tourist am Nebentisch, vermutlich aus USA, treffend bemerkt. Es ist jetzt 15.00 Uhr und wir haben noch ungefähr 1 Stunde bis zum Bikerhotel in Klotten – dachten wir jedenfalls.
Sehr schöne große Villen und zahlreiche Burgen liegen an unserem Weg. Wir haben, wie auf der Karte empfohlen, die rechte Moselseite gewählt und wollen direkt gegenüber von Klotten mit der Fähre übersetzen. So der Plan. Das Wetter macht uns jetzt etwas Sorgen. Der Himmel zieht sich zu und wir sind uns nicht sicher, ob wir die Regenjacke rausholen sollen um meine Lenkertasche und die Rücksäcke mit einem wasserdichten Überzug zu schützen. Ich sichere das Gepäck, verzichte aber auf die Jacke. Jetzt noch den Weg links runter (ziemlich steil) und dann wartet dort die Fähre. Wir stehen direkt am Anleger und uns trifft fast der Schlag. Die Fähre fährt heute nicht!
Die Fähre fährt nur Fr, Sa und So. Heute ist aber eindeutig Dienstag. Das kann doch nicht wahr sein, ein Hinweis oben im Ort hätte gereicht. Was machen? Die Stimmung ist gerade nicht die Beste. Wir brauchen eine Lösung. Wir können unser Hotel sehen, kommen aber nicht rüber. Eine Brücke, auf die wir ausweichen könnten, ist nicht in der Nähe. Es gibt nur zwei Alternativen. Die erste Variante wäre zurückzufahren (inklusive dem starken Anstieg) bis zur letzten Brücke um auf der linken Moselseite nach Klotten zu radeln. Die zweite Alternative bedeutet weiterfahren bis zur nächsten Brücke und dann wieder zurück radeln. Die nächste Brücke ist 10 km entfernt, plus 10 km wieder zurück, bedeutet 20 km umsonst und das bei dieser Hitze. Die Stimmung konnte nicht besser sein.
Jetzt ist es wichtig, nichts Falsches zu sagen und Ruhe auszustrahlen. Meine innere Mitte drohte in Schieflage zu geraten. Wir überlegten kurz, zogen die Karten und das GPS-Gerät zu Rate und setzten unsere Reise fort, bis zur nächsten Brücke. Die Wegstrecke auf den folgenden Kilometern entsprach bei Weitem nicht unseren Qualitätsansprüchen, aber das war jetzt nicht das größte Problem. Wir brauchten neben guten Nerven dringend ein Kaltgetränk, denn beim meinem Schatz verabschiedeten sich nach und nach die Lebensgeister. In Treis-Karden fanden wir zwar keinen Biergarten, aber immerhin einen Getränkemarkt, der gekühlte Getränke verkaufte. Im Laufschritt stürmte ich den Markt. Es war wie ein „Erste-Hilfe-Einsatz“, es fehlte nur das Blaulicht. Es war wahrscheinlich die leckerste Cola (für mich ein Spezi) aller Zeiten und so ganz langsam kehrte wieder leben in unsere Körper.
Nach einer kleinen Pause ging es weiter. Die Brücke konnten man schon sehen. Nichts wie rüber und dann den Weg ca. 10 km zurück. Wir kommen durch Pommern und müssen lachen. Haben wir uns jetzt komplett verfahren? Zu unserem großen Glück haben jetzt auch noch einen strammen Gegenwind. Mehr geht an einem Tag eigentlich nicht. Um 17.45 Uhr haben wir unser Ziel erreicht. Das Bikerhotel zur Post in Klotten – nach 96 km!!.
Der Chef des Hauses begrüßt uns sehr freundlich und gibt erst einmal ein Bier aus. Frisch gezapft und eiskalt – perfekter Einstand. Hier weiß man offensichtlich, was Biker brauchen. Dann bringen wir das Gepäck aufs Zimmer und parken unsere „Bikes“ in der großen Halle, direkt neben den großen Maschinen. Danach steht Duschen auf dem Programm. Da das Hotel auch ein Restaurant hat und sich bei uns so langsam der Hunger meldet, nutzen wir die Gelegenheit. Eine knusprige Haxe oder eine leckere Riesen-Currywurst stellte ich mir vor, wurde aber enttäuscht. Deftige Küche suchen man vergebens, Feinschmeckerküche ist hier angesagt und entsprechend sind die Preise. Egal, ein Schnitzel und eine Kartoffelsuppe reichen uns. Das Bier ist auf jeden Fall sehr lecker. Nach dem Essen folgt ein kleiner Rundgang durch den Ort. Direkt am Fähranleger wartet auch noch ein Cache auf uns.
Danach ab auf Zimmer und schlafen, denn dieser Tag war nicht ohne. Es dauert auch nicht lange und der Sandmann besucht uns, auch wenn man die Bahnlinie recht deutlich hört.
Am nächsten Morgen, der Himmel ist leicht bewölkt, ein kräftiges Frühstück und ab geht die Post, wieder in Richtung Pommern. Wir würden dieses Hotel nicht wieder buchen. Das Essen ist teuer, die Zimmer relativ alt und laut und für diesen Preis hätten wir sicher auch etwas besseres gefunden.
Von Klotten nach Boppard
Heute ist es nicht ganz so heiß. Die ersten Kilometer kennen wir ja schon, wenn diesmal auch aus der anderen Richtung. Wir sind auf der linken Moselseite und fahren dabei auch immer wieder durch die Weinberge. Um 11.15 Uhr ist es Zeit für eine kleine Pause. Wir fahren nach Winningen rein, ein süßer kleiner Weinort. Auf einen mit vielen Blumen liebevoll geschmückten Platz machen wir Halt und bestellen das erste Pils des Tages. Heute hat Charlie, ein guter Freund Geburtstag und wir gratulieren telefonisch.
Die Sonne ist jetzt wieder unser Begleiter. Für eine ausgiebige Pause ist es noch zu früh, daher geht es bald weiter. Es ist nicht weit bis Koblenz. In Güls müssen wir die Seite wechseln und fahren danach durch Koblenz direkt bis an das Deutsche Eck. Hier verabschieden wir von der Mosel und heißen den Rhein willkommen. Man kann genau sehen, wie sich die beiden Flüsse vermischen, denn die Farbe des Wassers ist unterschiedlich. Am Deutschen Eck frischt der Wind deutlich auf. Ist schon eindrucksvoll, hier zu stehen. Der Ausblick ist toll. Es geht hier eine Seilbahn über den Rhein hoch zur Festung Ehrenbreitstein. Außerdem hat sich hier zwischen den Denkmälern auch noch ein Cache versteckt, den wir natürlich finden. Der Ort ist so besonders, dass wir beschließen, eine kleine Pause im Biergarten direkt an der Spitze des Deutschen Ecks einzulegen. Mit unser Bierbestellung haben wir auch noch die Berechtigung einer kostenlosen Toilettenbenutzung erworben, toller Service.
Ab jetzt fahren wir den Rhein entlang und die Landschaft sieht deutlich anders aus. Die Berge sind nicht mehr so hoch und der Weinanbau ist seltener. Dafür kommt jetzt eine Burg nach der anderen. Die Burgen sind natürlich immer auf einem Berg ganz oben. Unser heutiges Ziel ist Boppard. Wir kennen den Ort eigentlich nur vom Vorbeifahren mit dem Zug, sind aber sehr gespannt. Wir versprechen uns deutlich mehr Leben als in Klotten.
Der Radweg am Rhein verläuft häufig direkt an der Straße. Wir sind nicht mehr so ungestört wie an der Mosel. Es sind keine 20 km mehr. Heute kommen wir schön früh an unserem Zielort an und haben dann noch genug Zeit, den Ort kennen zu lernen. Auch die Suche nach einem geeigneten Lokal für das Abendessen verläuft viel entspannter.
An der anderen Rheinseite fließt die Lahn in den Rhein. Danach kommt das Martinsschloss Lahnstein und wenig später fahren wir an der Marksburg vorbei, beeindruckende Bauwerke. Jetzt verläuft die B9 direkt am Wasser und der Radweg direkt an der B9, kein entspanntes Fahren, aber wir haben es bald geschafft. Der Rhein macht hier einen großen Schlenker und dann sehen wir Boppard.
Der Ort deutlich größer als gedacht und sehr touristisch. „Hier ist richtig was los“, sage ich und finde Zustimmung. Da werden wir ganz sicher kein Problem haben ein schönes Lokal zu finden. Aber zunächst suchen wir unser Hotel. Wir haben ein Zimmer im Hotel Weinhaus Ohm Patt mitten im Zentrum reserviert. Nach kurzer Suche haben wir es gefunden. Ein schnuckeliges kleines Hotel mit integrierter Kneipe (Königsbacher Pils vom Fass) . Der Besitzer John Durcan, wahrscheinlich Engländer, empfängt uns sehr freundlich, gibt uns den Schlüssel für das Zimmer und die Fahrradgarage. Danach muss er dringend weg und einkaufen. Macht nichts, wir habe alles, was wir brauchen. Wir beziehen unser Zimmer und sind sehr zufrieden. Das Zimmer ist ziemlich groß, hell und sehr gut geheizt. Deshalb hat John einen großen Ventilator bereitgestellt um die Temperatur etwas erträglicher zu gestalten. Wir packen die wichtigsten Dinge aus und testen die Dusche. Danach steht eine Ortsbesichtigung auf dem Programm. Heute war ein sehr entspannter Tag. Wir haben wieder viel gesehen und erlebt – auf fast 73 km, eine kurze Etappe.
Bei unserer Ortsbegehung fällt uns ein Chinese direkt am Wasser auf. Wir beschließen, ihn heute Abend aufzusuchen. Das GPS-Gerät zeigt uns, dass auch noch einige Schätze auf uns warten. Es gibt hier viele Geschäfte, die haben aber vorwiegend Nippes für die Touristen. Boppard ist wirklich schön und hat einiges zu bieten. Boppard hat ca. 15.000 Einwohner und gehört zum UNESCO Welterbe. Die Stadt blickt auf eine über 2000jährige Geschichte zurück. Das die Römer früher hier waren merkt man überall.
Der Himmel zieht sich langsam zu und ich habe Hunger. Das China Restaurant Spiegel Garten hat eine überdachte Terrasse. Ich bestelle Schweinefleisch mit Gemüse und mein Schatz entscheidet sich für Hühnerfleisch Gong Bao. Dazu zwei Pils – ein perfekter Abend. Das Essen kommt schnell und schmeckt lecker. Wie beim Chinesen üblich, hat man nach dem Essen das Gefühl zu platzen. Wir beschließen daher noch einen Spaziergang anzuschließen. Später wollen wir noch die Bierspezialitäten in unserem Hotel testen. Wir trinken ein „Königsbacher“ und lauschen den älteren Damen im Lokal, die vermutlich aus England kommen. Ein Film vom Bett aus im immer noch recht warmen Zimmer und wir schlafen schnell ein.
Leider gab es kein englisches Frühstück, sondern nur normal deutsch, aber egal, für 74,50 € ist das Hotel mitten im Ort völlig o.k.
Von Boppard bis ???
Wir holen die „Ponys“ aus dem „Stall“ und satteln auf. Zum Rhein ist es nur ein Katzensprung und weiter geht die Fahrt den Rhein entlang. Wir bleiben auf der rechten Seite. Der Radweg ist direkt am Wasser, nur durch eine Leitplanke von der Straße getrennt. Der Himmel ist leicht bewölkt. Dadurch ist es heute nicht so heiß. Wir kommen an einem Felsen vorbei, auf dem sich weiße Bergziegen tummeln. Zahlreiche Burgen auch auf diesem Abschnitt der Strecke. Für heute haben wir noch keine Unterkunft. Mal sehen, wie weit wir kommen. Zur Not können wir in Mainz in den Zug nach Hause steigen.
Die nächste große Sehenswürdigkeit an der wir vorbei kommen ist natürlich die Loreley. Der Schieferfelsen, auf dem die blonde Nixe sitzt, ist aber auf der anderen Seite. 132m hoch ragt der Felsen auf. Dort oben auf der Freilichtbühne finden häufig Konzerte und Festivals statt. Auf unser Seite ist ein Campingplatz. Die Biegung des Rheins ist hier sehr stark. Deshalb gibt eine Art Ampel für die Schiffe, denn sie können den Gegenverkehr erst sehr spät sehen.
Gegen 11.30 Uhr ist Zeit für eine Pause. Im Ort Bacharach finden wir das tolle Lokal „Kurpfälzische Münze“. Der Wirt kommt aus Norddeutschland und wir kommen ins Plaudern. Sollten wir noch mal hier vorbei kommen, mussten wir ihm versprechen Nordseekrabben mitzubringen. Ein toller Laden, aber wir müssen weiter, denn so genau wissen wir nicht, wo wir heute landen.
Jetzt kommen wir am Rhein-Nahe-Eck vorbei, hier fließt die Nahe in den Rhein. Es sind noch 35 km bis Mainz und es ist erst 12.30 Uhr. Wir sind gut unterwegs. Ich bin aber optimistisch, eine geeignete Unterkunft zu finden. In Bingen wartet die Fähre auf uns, denn wir müssen die Seite wechseln. Auf der anderen Seite fahren wir durch Rüdesheim, sehr touristisch.
Kurz danach kommen wir an den Resten der Hindenburgbrücke vorbei. Die Eisenbahnbrücke überquerte den Rhein von Bingen nach Rüdesheim. Sie war im 2.Weltkrieg das Ziel zahlreicher Luftangriffe und wurde schließlich völlig zerstört und nie wieder aufgebaut. Die Brückenköpfe sind als Mahnmal liegen geblieben. Genau endet das UNESCO Welterbe. So gegen 14.00 Uhr machen wir in einem sehr hübschen Biergarten eine kurze Pause. Das Personal ist nicht besonders aufmerksam, aber das Bier schmeckt und so direkt am Wasser interessiert uns der Kellner nicht.
Wenig später kommen wir nach Mainz-Kostheim. Hier ist Industriegebiet und alles sehr hektisch. Mir fällt eine Wurstbude auf und wir steuern direkt hin. Fazit: Die Wurst war nix, aber der Ketchup war super. Egal, Es is noch ziemlich war im Zimmerwir werden später schön essen gehen. Wenn wir irgendwo eine Pension finden, werde ich fragen, aber so lange fahren wir weiter in Richtung Darmstadt. In Mainz-Kostheim ist nichts und auf die andere Seite nach Mainz wollen wir nicht. Wir fahren über den Main nach Ginsheim-Gustavsburg. Durch Ginsheim sind wir schon mehrfach mit dem Rad gefahren. Es liegt an einer RMV-Route. Mein Schatz erinnerte sich, dass sie hier im Ort, direkt am Altrhein, ein Hotel gesehen hat. Wenn wir hier ein Zimmer bekommen, werden wir bleiben und dann Morgen ganz entspannt die letzten Kilometer nach Hause radeln.
Tatsächlich, es gibt das Hotel „Zum Ratskeller“ mit Restaurant und Biergarten. Was wollen wir mehr? Ein Zimmer ist schnell gebucht und bevor wir die Zimmer beziehen, testen wir den Biergarten und verständigen die Kinder. Die Sonne scheint, das Bier schmeckt und das Zimmer ist o.k. wenn auch etwas zu teuer. Nach einer erfrischenden Dusche haben wir Hunger. Warum weit laufen, wenn wir ein Restaurant im Haus haben. Donnerwetter, das Essen war wirklich sehr gut. Danach steht wieder ein Spaziergang mit Besuch einer Eisdiele auf dem Programm inkl. einiger Caches. Bloß den blöden Cache am alten Kran konnten wir nicht finden. Damit geht wieder ein Tag zu Ende. Wir haben heute 88 km geschafft und verschwinden auf unserem Zimmer.
Es ist noch ziemlich warm im Zimmer. Fenster aufreißen hilft nur wenig und auflassen geht gar nicht. Als endlich alle Gäste das Lokal verlassen haben, kehrt Ruhe ein in dem beschaulichen Ginsheim.
Wir wachen früh auf. Natürlich bekommt mein Schatz auch heute Morgen ein Kaffee ans Bett gebracht. Dabei kurz in die Nachrichten schauen und das Wetter für den Tag prüfen. Dann duschen, die Taschen und runter zum Frühstück. Das Frühstück ist endtäuschend und sehr übersichtlich. Das schlechteste auf unser gesamten Reise. Bei einem Zimmerpreis von 90,-€ haben wir etwas anderes erwartet. Egal, wir werden hier sicher nicht wieder übernachten. Die Räder beladen und weiter geht die Reise.
Von Ginsheim nach Darmstadt
Ich kann nicht einschätzen, wie viel Kilometer wir heute vor uns haben, auch die Strecke ist nicht genau bekannt, nur die Richtung. Noch in Ginsheim haben die erste kleine Panne. Bei meinem Schatz springt die linke Packtasche aus der Halterung und gerät in die Speichen. Die Tasche reißt untern auf und ist schwer beschädigt. Zum Glück sind die Speichen nicht gebrochen und für die Tasche hilft Klebeband. Nach kurzer Reparatur gehts weiter.
Wir fahren am Altrhein entlang durch eine wunderschöne Landschaft Richtung Trebur. Hier wird viel Gemüse angebaut. Da es schon länger nicht mehr geregnet hat, werden die Felder gewässert und beim Vorbeifahren werde ich klatschnass. Die Sonne hilft und nach einiger Zeit ist wieder alles trocken. Gegen 11.00 Uhr haben wir Griesheim erreicht. Ein kleine Pause in der Ortsmitte tut gut. Der vom Frühstück mitgenommene Apfel schmeckt jetzt sehr gut und erfrischt, denn die Sonne ist heute gut drauf. Ein Hund hat es sich im Dorfbrunnen gemütlich gemacht, auch eine Möglichkeit.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis Darmstadt. Wenn wir da sind, erst eine Currywurst und dann im Ratskeller auf dem Marktplatz ein frisch Gezapftes. Der Plan war, danach zum Ostbahnhof zu fahren und dort in den Zug zu steigen. Leider fährt dort kein Zug nach Dieburg und wir müssen zurück zum Hauptbahnhof. Über Roßdorf mit den Steigungen und dem vollen Gepäck müssen wir nicht haben.
Die Fahrt von Dieburg nach Hause war schnell erledigt und damit endet nach 375 km eine sehr schöne Radtour.
Ende.