Lüneburger Heide

Wir haben die Anreise ganz bewusst auf einen Sonntag gelegt, um eine möglichst störungsfreie Fahrt zu haben. Auch auf die vielen LKWs wollten wir gerne verzichten. Etwas mehr als 400 km liegen vor uns. Gegen 9.00 Uhr fahren wir ganz entspannt los. Das Navi ist informiert. Es kann nichts passieren. Im Laufe des Vormittags steigen die Temperaturen deutlich an, aber davon merken wir im Auto zum Glück nicht viel. Bei einer Pinkelpause auf einem Rastplatz habe ich nicht mehr an unsere Räder auf dem Dach gedacht und bin prompt gegen eine Höhenkontrolle gefahren. Glück gehabt, denn die Räder sind gut befestigt und haben keine Schäden davon getragen. Trotzdem hätte diese Kontrolle etwas höher sein dürfen, denn auf vielen Autodächern sind Räder zu erkennen. Durchatmen und weiter. Trotz einiger Staus in Baustellen kommen wir gut voran und erreichen am frühen Nachmittag Celle. Die Zufahrt zum Hotel St. Georg ist etwas kompliziert und das Navi leicht überfordert. Mit Handyunterstützung finden wir schnell den Zugang zur Unterkunft. Wir bekommen für unsere Übernachtung einen Hotelparkplatz und die Räder werden im abschließbaren Hof abgestellt. Inzwischen zeigt das Thermometer 35,5 Grad. Das Hotel liegt sehr ruhig an einem Park mit vielen alten Bäumen und macht einen sehr gepflegten Eindruck. Das Zimmer ist von der Hitze der letzten Tage aufgeheizt, aber sehr liebevoll eingerichtet.

Wir legen alles für den nächsten Tag bereit und machen uns auf, die Stadt zu erkunden. Celle ist eine hübsche kleine Stadt mit viel Fachwerk und Backstein. Es ist Sonntag und die Geschäfte sind geschlossen. Daher ist nicht viel los, aber wir finden schnell einen Platz für ein erstes Kaltgetränk. Es ist gute Tradition auf unseren Radtouren, überall zuerst die regionalen Bierspezialitäten zu kosten. Bei dieser Hitze ist der Flüssigkeitsverlust enorm groß und daher Trinken ein Muss. Günstig ist anderes – 3,70 € für 0,4 l. Aber egal, es ist Urlaub. Mein Schatz merkt sich die Geschäfte genau, die sie am Ende der Tour, wenn wir wieder hier in Celle sein werden, unbedingt besuchen möchte.

Am Abend kehren wir bei einem Griechen ein und lernen die „Kreta-Soße“ kennen. Hier gibt es Einbecker vom Fass. Danach noch ein kleiner Verdauungsspaziergang mit einem Eis (Lakritz + Pflaume-Zimt) und dann zurück aufs Zimmer. Lüften und Duschen und dann ab ins Bett. Der Tag war lang und Morgen müssen wir fit sein.

Die Nacht war sehr ruhig, aber warm. Die Betten haben etwas geknarrt. Da unser Zimmer unterm Dach war, haben wir Nachts alle Fenster offen gelassen.

Das Frühstück ist sehr gut. Wir bekommen sogar frisches Rührei mit Speck, Kraftnahrung für Radler. Danach habe ich das Auto umgeparkt, denn die 2. Übernachtung wird in einem anderen Hotel sein.

Dann Fahrräder beladen und ab in Richtung Soltau.

Von Celle nach Soltau über Müden (74,88 km)

Es ist etwas schwierig, die richtige Straße raus aus der Stadt zu finden. Die Ausschilderung ist nicht so toll (wie auf der gesamten Tour). Heute ist es etwas wolkiger und nicht mehr ganz so heiß. Schließlich finden wir den Weg Richtung Hermannsburg. Wir fahren die Örtze entlang und wollen unbedingt unsere Freunde Rhelk und Karin in Müden besuchen. Die Örtze ist ein kleiner Fluss, der immer ´mal wieder auftaucht und verschwindet, uns dabei aber den richtigen Weg zeigt.


Celle – Groß-Hehlen – Eversen – Oldendorf – Hermannsburg – Müden – Kreutzen – Munster – Soltau


Die Bewölkung nimmt zu und erste Regentroffen zeigen sich auf unseren Brillen. Wir schützen das Gepäck und ziehen die Ponchos an. Jetzt nimmt auch der Wind zu und wir können kaum noch etwas sehen. Mein Schatz hadert mit ihrer Regenhaut, „vernödelt“ sich und stützt schwer. Ich komme nicht schnell genug aus meinem Poncho, um zu helfen und schmeiße alles auf den Gehweg. Zum Glück hat meine Brille das heil überstanden. Sylvia liegt auf dem Gehweg und hat große Schmerzen. Sie hat sich den Lenker in den Brustkorb gerammt. Sie tut mir so leid, aber was kann ich tun? Soll ich einen Rettungswagen rufen? Sie ist hart im Nehmen und will im Augenblick keinen Notarzt. Ich helfe ihr auf und wir überlegen, wir es weiter gehen soll. Kann sie weiter fahren oder wollen wir abbrechen? Wir haben noch einige Kilometer bis zu unseren Freunden. Nach kurzer Pause entscheiden wir, weiter zu fahren und Rhelk und Karin nach einer Regenjacke zu fragen, denn Poncho geht gar nicht.

Die Pause bei Rhelk und Karin und ihrem tollen Hund Dag tut gut. Bei Apfel- und Pflaumenkuchen erholt sich mein Schatz etwas und mit einer richtigen Regenjacke von Karin fahren wir weiter.

Es dauert nicht lange und der Regen wird weniger und hört schließlich ganz auf. Als wir Munster erreichen, scheint die Sonne und wir stärken uns mit einem Pils. Munster besteht nur aus Bundeswehr und ist nicht besonders hübsch. Wir hören überall die Panzer schießen, denn hier ist ein riesiges Übungsgelände der Nato und der Bundeswehr.

Ohne Jacke und bei bestem Wetter erreichen wir Soltau. „Dat Greune Eck“, unsere Unterkunft für die Nacht ist schnell gefunden. Es liegt super, fast direkt neben der Therme und wir können alles bequem zu Fuß erreichen. Das Zimmer ist ruhig und recht groß. Nur der Fernseher ist ungünstig angebracht. Vom Bett aus wird es schwierig und zieht garantiert ein mittelschweres Rückenleiden nach sich.

Jetzt steht ein Rundgang durch Soltau an. Der Ortskern ist etwas trostlos. Viele Geschäfte haben geschlossen (Montag-Nachmittag !) Wir kaufen Socken und Penaten-Creme (wg. Unfall). Von Rhelk haben wir den tollen Tipp bekommen, für unser Abendessen (Variationen von der Kartoffel & Braumeisters Liebling) ins Brauhaus Albrecht zu gehen. Ein riesiger gemütlicher Laden mit interessanten Bierspezialitäten (Messing & Craft). War nicht ganz einfach zu finden.

Danach schauen wir auf dem Weg zurück ins „Greune Eck“ noch an der Therme vorbei. Es gibt Livemusik und ist sehr gut besucht. Wir bleiben aber nicht lange, sondern wackeln zurück zur Unterkunft.

Natürlich werden am Abend noch alle wichtigen Persönlichkeiten per WhatsApp über den Stand der Dinge informiert und das Tagebuch aktualisiert.

Die Betten sind top und die Kopfkissen super weich. Wir schlafen (auch ohne TV) schnell ein. Die Nacht ist ruhig und wir schlafen wirklich gut. Von der Veranstaltung vor der Therme war nichts zur hören.

Das Frühstück am nächsten Morgen ist nichts besonderes. Am Buffet gibt es grüne Gurke in Herzform. Hatte ich auch noch nie gesehen. Die anderen Gäste (überwiegend ältere Semester) erzeugen beim Frühstück einen recht hohen Geräuschpegel. Deshalb halten wir uns auch nicht länger als nötig auf und brechen zeitig auf. Unsere Räder waren sicher in einer Garage untergebracht.

Von Soltau nach Lüneburg (84,18 km)

Es ist nicht einfach, aus Soltau heraus den geplanten Radweg zu finden, aber schließlich sind wir auf dem richtigen Weg. Bisher haben wir von der Heide noch nicht viel gesehen, aber das soll sich heute ändern. Heute fahren wir quer durch die blühende Lüneburger Heide, wenn wir die richtigen Wege finden. Das Wetter ist hervorragend  😀 . Unser Weg soll uns heute über Schneverdingen und Undeloh nach Lüneburg führen.

Nach unserer Karte gibt es in Schneverdingen einen Radweg, der uns den Wunsch erfüllen soll. Leider ist die Ausschilderung auch hier stark verbesserungswürdig und wir finden diesen Weg nicht, sondern fahren einen riesigen Bogen und damit viele Kilometer umsonst. Dann endlich, die blühende Heide. Sofort wird ein kleines Sträußchen gepflückt und das Fahrrad dem Anlass entsprechend dekoriert. Wir starten durch, werden aber schnell wieder gebremst, denn der sandige Untergrund macht ein Fahren fast unmöglich. Wir eiern hin und her und müssen sogar teilweise schieben. Mein Schatz stürzt erneut zu Boden, sagt aber nichts. Diesmal geht es zum Glück glimpflich aus. Ich bekomme es nicht mit, denn ich konzentriere mich selbst auf den Weg, um nicht umzufallen. Das soll ein Radweg sein? Uns kommen große Zweifel. Entweder Treibsand oder sehr grobes Kopfsteinpflaster. Am Ende des Weges müssen wir auch noch eine Absperrung unterqueren – eine Zumutung!


Soltau – Schneverdingen – Wilseder Berg – Undeloh – Egestorf – Kirchgellersen – Lüneburg


Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir endlich einen befestigten Weg gefunden und treffen wieder auf Menschen. Wir werden sofort von zwei älteren Damen zur Ordnung gerufen: „Da dürfen Sie aber nicht fahren, das ist verboten. Sie können froh sein, dass die Ranger sie nicht erwischt haben.“ Alles klar, deshalb auch die Absperrung. Das war gar kein Radweg. Ich wollte gerade unseren Unmut über die schlechten Wege zum Ausdruck bringen, verzichtete aber angesichts unseres Vergehens darauf. Wir versprachen Besserung und fuhren kleinlaut weiter in Richtung Undeloh.

Nach kurzer Besserung der Wegequalität gibt es wieder mehr Kopfsteinpflaster und zwei sehr starke Steigungen. Wer hatte noch gesagt, hier ist alles flach? Die Lüneburger Heide ist definitiv ziemlich hügelig und überhaupt nicht flach.

Plötzlich taucht vor uns auf dem Weg eine große Herde Heidschnucken auf, wie aus dem Bilderbuch mit Hunden und einem Schäfer. Wir halten sofort an, um Fotos zu machen und möglichst dicht dran zu sein. Genau so haben wir uns die Lüneburger Heide vorgestellt und jetzt sind wir mitten drin – endlich. Alle Strapazen sind sofort vergessen. Wir begleiten die Gruppe noch ein kleines Stück. Als sie abbiegt und der Weg wieder frei ist, setzen auch wir unsere Fahrt mit einem Lächeln auf dem Gesicht fort. 

Bei sehr hohen Temperaturen und nach großer körperlicher Anstrengung kommt uns der große Biergarten kurz vor Undeloh sehr gelegen. Wir bekommen einen Platz, obwohl alles reserviert war, denn die erwarteten 50 Gäste sind noch nicht da. Das Bier tut gut, wir bleiben aber nicht lange, denn hier ist es uns zu voll.

Sylvia war in ihrer Jugend schon einmal in Undeloh. Schon am Ortseingang wird deutlich, hier ist eine Touristen-Hochburg und es scheint sich seit den Kindertagen meiner Frau nichts verändert zu haben. Sie erkennt vieles wieder. Überall Kutschen und Verkaufsstände. Ich steuere zielsicher einen Imbisswagen an, um die Köstlichkeiten vom Grill persönlich in Augenschein zu nehmen. Ich entscheide mich für eine Heidschnucken-Bratwurst und zwei kühle Softdrinks, während Sylvia am Nachbarstand ein Glas original Heidehonig ersteht. Die Bratwurst ist superlecker und richtig knusprig gebraten.

Nach kurzer Pause geht es weiter über Egestorf, Eyendorf, Kirchgellersen und Reppenstadt Richtung Lüneburg. Auch auf dem folgenden Teilstück haben wir häufig schlechte Wege zu verkraften. Wir fahren sogar ein kleines Stück vom Jakobsweg. Wir sind sehr froh, die Vororte von Lüneburg erreicht zu haben, denn hier gibt es richtige befestigte Radwege. 

In Reppenstedt entdecken wir einen Biergarten, der mit Oktoberfestbier wirbt. Wir nehmen das Angebot gerne an, denn zeitlich sind wir voll im Limit und es ist nicht mehr weit zu unserem heutigen Etappenziel.

Es geht weiter in die Innenstadt von Lüneburg. Wir haben ein Zimmer im Parkhotel im Zentrum Lüneburgs reserviert. Der Name ist Programm, denn das Hotel liegt tatsächlich an einem großzügigen Park mit riesigen alten Bäumen. Es ist immer noch sehr warm und das Zimmer entsprechend aufgeheizt. Das Zimmer ist o.k., das Bad etwas klein, aber dafür haben wir eine große Terrasse zum Park.

Wir machen uns kurz frisch und fahren mit dem Rad einige wenige Minuten ins Zentrum. Fahrräder anschließen und dann zu Fuß die Altstadt erkunden. Tolle alte Bachstein-Häuser warten auf uns. Es sieht aus wie eine Puppenstube. Die kleinen Straße sind eng und die Häuser teilweise schief und krumm, aber immer top gepflegt.

In der Nähe des alten Krans finden wir das Lokal Schallander direkt am alten Hafen, zum draußen sitzen. Alle umliegenden Lokale sind sehr gut besucht. Es ist immer noch recht warm und die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein. Ich esse Lüneburger Panfisch und Sylvia begnügt sich mit einer Tomatensuppe mit Brot und einem Knoblauch-Dipp. Wir haben versucht, in einer der Kirchen eine Kerze aufzustellen, aber auch hier standen wir wieder vor verschlossenen Türen, schade eigentlich. Danach geht es gemütlich zurück ins Hotel. Ein langer und anstrengender Tag geht zu Ende.

Die Nacht ist sehr ruhig, aber das Kopfkissen etwas zu hart.

 

Von Lüneburg nach Hitzacker (68,70 km)

Die Sonne scheint. Wir sind schon früh wach. Nach dem Duschen wird gefrühstückt (war o.k.). Um 8.00 Uhr sind wir fertig und können aufbrechen. Ich kann nicht einschätzen, wie lang die heutige Etappe ist, denn das Karten-Material und die Ausschilderung hilft nicht immer weiter.


Lüneburg – Neetze – Bleckede – Darchau – Hitzacker


Heute wollen wir nach Hitzacker und bei dieser Gelegenheit wieder einmal ein kleines Stück vom Elberadweg erobern. Unsere Fahrt geht aber zunächst über Neetze nach Bleckede. Die Richtung ist schnell gefunden, aber wo ist ein Radweg. Wir fahren auf der L221 und leider nicht daneben auf einem abgetrennten Radweg. Es geht rauf und runter und der Gegenwind ist unser ständiger Begleiter.

Auf unserem Weg kreuzen wir in Scharnebeck bei herrlichem Sonnenschein den Elbe-Seitenkanal. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren einige Meter zum Schiffshebewerk. Eine beeindruckende Anlage. Hier werden die Schiffe mit einer Art Fahrstuhl um 38 Meter angehoben oder abgesenkt.

Wir halten weiter Ausschau nach einem Supermarkt, um ein Kaltgetränkt zu erwerben, denn die hohen Temperaturen und die ständigen Steigungen haben den Flüssigkeitshaushalt erheblich durcheinander gebracht. Es dauert sehr lange, aber dann finden wir endlich einen Bäcker und das eiskalte Mezzomix „zischt wie Appelsaft“. Die Lebensgeister kehren zurück und wir fahren weiter in Richtung Wasser.

Danach erreichen wir Bleckede. Der Ort ist nicht sehr groß. Wir sind schnell durch und mit Blick auf die Fähre genießen wir im Biergarten Park & Bite unser erstes Pils an diesem Tag. Es ist sehr heiß und mit dieser Aussicht möchte man am liebsten sitzen bleiben. Geht aber nicht, denn wir haben bis Hitzacker noch ca. 30 km vor uns. Also weiter.

Wir fahren einige Kilometer auf der rechten Seite der Elbe und kommen nach Neu Darchau. So langsam meldet sich bei mir der kleine Hunger und wie es der Zufall will, taucht ein wunderschöner Biergarten vor uns auf. Mittagszeit ist Currywurst-Zeit und an diesen Grundsatz halte ich mich. 1x Currywurst mit Pommes und dazu 2 Pils. Die Bedienung ist super nett und die Wurst super lecker. Diese perfekte Kombi lässt uns länger bleiben, als geplant, natürlich nicht ohne ein weiteres Pils zu ordern. Wir bekommen den Tipp, hier auf die andere Seite der Elbe zu wechseln. Der Radweg soll drüben erheblich besser sein. Wir vertrauen unserer freundlichen Service-Kraft und setzen für 5,-€ mit der Fähre „Tanja“ auf die andere Seite über.

Wir fahren jetzt bei über 30 Grad durch die menschenleeren Elbauen. An einem ehemaligen Wachturm ist zu erkennen, wir sind wirklich „drüben“ und hier irgendwo war mal die Grenze. Da z.Zt. der Deich erhöht wird, ist der schöne Radweg auf dem Deich leider gesperrt und wir müssen einen Umweg fahren. Wir sehen zwar gelegentlich einige Häuser, aber auf Menschen oder Geschäfte treffen wir nicht.

Irgendwann erreichen wir die Fähre, um nach Hitzacker über zu setzen. Wir haben schon viele Fähren gesehen, aber diese gehört eindeutig zu den sehr kleinen Exemplaren. Es ist eine reine Personenfähre und nur wenige Räder können mitgenommen werden. Mit 5,60 € für uns beide gehört diese 5-minutige Überfahrt aber zu den teuren Erlebnissen.

Bevor wir unser Hotel aufsuchen, steht ein kurzer Stopp (Biergarten Hotel Hafen) auf dem Programm. Bei einem Kaltgetränk wird das Handy befragt, wo „Schillers Gästehaus“ liegt und wie wir hinkommen. Hitzacker ist ein hübscher kleiner Ort (knapp 5.000 Einwohner), der überwiegend vom Tourismus lebt. In Hitzacker fließt die Jeetzle in die Elbe. Es gibt sogar einen Weinberg mit Kurhotel und eigener Quelle. Hitzacker ist ein anerkannter Luftkurort. Fachwerk und Backstein prägen das Stadtbild.

Wir haben eine Suite reserviert und sind sehr gespannt, was uns erwartet. Nach einem kurzen Telefonat, öffnet uns der Eigentümer die Pforte zum Garten. Wir schließen unsere Räder ein und bringen das Gepäck aufs Zimmer. Die Suite ist riesig mit mehreren Zimmern und großem Bad. Der Garten ist sehr liebevoll im mediterranen Stil gestaltet. Heute sind wir nur 68,7 km gefahren, aber mit Gegenwind und bei großer Hitze ist das völlig ausreichend. Frischmachen und dann ab, die Stadt erkunden und den Tag mit einem schmackhaften Abendessen krönen.

Die Straßen sind eng und mit derbem Kopfsteinpflaster befestigt. Die Häuser sehr schön restauriert und gepflegt. Es gibt ein kleines Denkmal für Klaus von Amtsberg, der in Hitzacker geboren wurde.  Im Ort gibt viele kleine Geschäfte und zahlreiche Restaurants. Wir entscheiden uns für die „Inselküche“ mit herrlichem Blick auf die Elbe. Ich wähle für mich Nudeln und mein Schatz bekommt lecker Zander. Beides sehr schmackhaft.

Nach einem anschließenden Verdauungsspaziergang setzen wir uns noch in den Garten am Hotel und spielen einige Runden Bauerskat. Danach wartet das Bett (Boxspring!!). Die Nacht ist sehr ruhig. Wir schlafen gut.

 

Von Hitzacker nach Uelzen (54,85 km)

Nach einer ruhigen Nacht freuen wir uns auf das Frühstück. Was Zimmer, Garten und Bad versprochen haben, kann das Frühstück leider nicht halten. Es ist sehr einfach gehalten und der Frühstücksraum ist äußerst klein und eng. Aber egal. Die Laune ist trotzdem gut. Das Wetter spielt erneut mit. Heute wartet eine weitere Herausforderung auf uns. Wir wollen nach Uelzen und wissen noch nicht, welche Route geeignet ist. Ich habe zur Orientierung einige Orte herausgesucht, durch wir fahren sollten.


Hitzacker – Kamerun – Metzingen – Schmessau – Zienitz – Glieneitz – Hohenzethen – Neumühle – Uelzen


Außerdem weiß ich nicht, mit wie vielen Kilometern wir rechnen müssen. Da wir jetzt wieder in Richtung Lüneburger Heide unterwegs sind, wird es hügeliger und wir haben mit zahlreichen Anstiegen zu kämpfen. Auch heute ist der Gegenwind unser ständiger Begleiter und die Temperaturen steigen schnell an.

Wir hoffen, möglichst bald einen Supermarkt zu finden, um ein Getränk am Rad zu haben. Notfalls würde auch ein Biergarten helfen, aber Pustekuchen. Wir haben jetzt überwiegend einen richtigen Radweg, aber sonst gibt es hier nichts. Wo kaufen die Menschen ein?

Durch einen Golfplatz keimt neue Hoffnung auf. Wir fahren hin und gleich wieder zurück. Hier muss gerade ein Bus angekommen sein, denn so viele Menschen haben wir lange nicht mehr gesehen. Zu viele für uns. Wir fahren weiter.  

Nach gefühlten Stunden biegen wir rechts zu einer kleinen Pension mit Restaurant ab. Wenigstens frisches Wasser werden wir da doch sicher bekommen. Es wird höchste Zeit. Zu unser großen Überraschung treffen wir die Chefin höchst selbst an. Sie hat nicht nur eine Sitzgruppe vor dem Haus stehen, sondern auch Pils vom Fass. Eine perfekte Kombination für uns. Bank und Stühle werden extra für uns gereinigt. Die Wirtin nutzt die Zeit, denn ein gutes Pils dauert nun mal. Die Pause tut gut. Ich nutze die Gelegenheit, einen Blick in meine Zeitung zu werfen. Das erste Bier ist schnell weg. Wir bestellen noch ein kleines als Nachschlag. Dann geht es mit neuer Kraft weiter Richtung Uelzen.

Heute ist ein perfekter Tag, für eine gute Tat. Sylvia nutzt die Gelegenheit und rettet Mama Schwan mit Sohn vor dem sicheren Unfalltod. Beide hatten sich entschlossen, die Hauptstraße zu überqueren, um zu einem See zu gelangen. Mein Schatz sperrt kurzerhand die Straße und bringt beide Vögel auf die sichere Seite. Die Autofahrer zeigen Verständnis und warten geduldig, bis die Rettung erfolgreich vorbei ist.

 

 

 

Es geht weiter Richtung Uelzen. die Landschaft ist weiterhin sehr hügelig, aber bald erreichen wir den Orteingang von Uelzen. Es ist schon früher Nachmittag und das Frühstück aus Hitzacker hält auch nicht den ganzen Tag vor. Ein Imbiss mit der Möglichkeit, draußen zu sitzen taucht auf der rechten Seite auf. Wie wohl die Currywurst hier schmeckt? Ich gehe rein und bestelle 1x. Es gibt sogar Pils (Lüneburger Pils aus Hamburg !?!) vom Fass. Während ich die Speisekarte studiere, stelle ich fest, dass es sich offenbar um einen griechischen Imbiss handelt. Also bestelle ich noch einen Zaziki mit Brot. Also, wer einmal hier vorbei kommen sollte, bitte unbedingt reingehen und bestellen, denn beide Speisen waren unglaublich lecker und passten sogar zusammen. Ein echter Geheimtipp.

Heute werden wir etwas außerhalb vom Zentrum übernachten, aber dafür auch unglaublich günstig. (DZ mit Frühstück 50,-€) Wir haben in der Pension Tannenhof ein Zimmer reserviert. Der Vermieter hat am Telefon versprochen, mit dem Fahrrad braucht man höchstens 10 Minuten in die Innenstadt. Wir erreichen die Pension und stellen fest, die Fahrt in die Innenstadt wird in 10 Minuten nicht zu machen sein. Die Pension liegt aber sehr ruhig in einer Seitenstraße. Der Besitzer empfängt uns freundlich und das Zimmer ist super. Sogar ein Ventilator an der Decke gehört dazu. Im Bad ist alles sehr sauber und modern. Aus der Dusche kommt wahlweise rotes oder blaues Wasser – Hightech.

Auf Empfehlung unseres Vermieters bestellen wir einen Limo-Service (günstiger als Taxi), um schnell und bequem in die Altstadt zu kommen. Nach einer Dusche und mit frischen Klamotten lassen wir uns ganz entspannt zum Hundertwasserbahnhof kutschieren. Heute sind wir 54,85 km gefahren und haben wieder viel erlebt und gesehen.

Die 15,-€ für die Fahrt tun uns nicht leid. Der Bahnhof ist beeindruckend und sehr schön. Alles rund und bunt. Sogar die Toiletten sind ein Hingucker. Es ist die letzte Arbeit von Friedensreich Hundertwasser und wurde für die Weltausstellung im Jahr 2000 eingeweiht. Nach einigen Fotos machen wir uns zu Fuß auf in die City. Die Hansestadt Uelzen hat ca. 33.000 Einwohner, ist aber nicht so hübsch wie Celle oder Soltau. 

Es gibt viele Geschäfte und zahlreiche Lokalitäten. Natürlich haben wir uns auch das Uhlenköperdenkmal angeschaut und das Geldstück in der Hand berührt. Der Sage nach hat man so immer genug Geld in der Tasche. Das kann nicht schaden. Ein erneuter Versuch, endlich eine Kerze in einem Gotteshaus zu positionieren, scheitert wieder. Die Türen bleiben verschlossen. So ist es auch kein Wunder, dass mein Schatz sich so böse verletzt hat. Das rechtzeitige Aufstellen einer Kerze hätte den Unfall ganz sicher verhindert.

Als Abschluss steht eine Pizza und eine gebackene Kartoffel auf dem Speiseplan. Danach laufen wir zurück zum Bahnhof und bestellen erneut eine „Limo“.

Die Nacht verläuft sehr ruhig. Die Betten sind super. Wir schlafen recht gut.

Von Uelzen zurück nach Celle (66,81 km)

Natürlich wachen wir früh auf und sind voller Tatendrang. Vom Frühstück erwarten wir heute nichts – bei dem Preis ! Als wir den Frühstückraum betreten, staunen wir nicht schlecht. Wir werden schon erwartet und freundlich begrüßt, unser Tisch ist bereits gedeckt und das Ei wird frisch gemacht. Wurst, Käse, Kaffee, O-Saft, alles da, was man braucht. Danach Aufsatteln und los. Heute geht es zurück nach Celle, aber in eine andere Unterkunft.

Auch heute haben wir nur die Richtung, aber keinen konkreten Weg. Die Erfahrung der letzten Tage zeigt, es geht auch ohne Schilder und genauen Radweg. Folgende Orte sollten auf unser Strecke liegen:

 


Breitenhees – Eschede – Habighorst – Garßen – Vorwerk – Groß-Hehlen – Celle


Das Wetter ist super, aber nicht mehr ganz so heiß. Da unser Radweg häufig im Schutz von Bäumen oder kleineren Waldabschnitten verläuft, ist der Gegenwind heute nicht so störend. Wir kommen sehr gut voran und sind optimistisch, frühzeitig in Celle zu sein.

Auf unserem Weg kommen wir an einem alten Waschplatz vorbei, an dem die Frauen des Dorfes früher ihre Wäsche gewaschen haben. Sie haben mit einem Knüppel immer wieder auf die Wäsche geschlagen, bis der Dreck raus war. Ein perfekter Ort für einen schnellen Cache.

In einem sehr kleinen Ort nutze ich die Gelegenheit für ein Fußbad nach Herrn Kneip. Etwas Wassertreten macht die Füße frisch. Der Rundgang ist rutschig und schweinekalt. Die Füße tun richtig weh. Das soll gesund sein? Abtrocknen und weiter. Nach einigen Minuten fühlen sich die Füße wirklich frisch an.

Es geht leicht rauf und runter. Alle „Orte“, durch die wir fahren, sind so klein, dass ein Einkehren nicht möglich ist. Gut, das wir diesmal (Leitungs-)Wasser dabei haben. Auch auf dieser Etappe helfen die Wegweiser nicht wirklich weiter. Wir müssen oft GPS-Gerät oder Handy zur Hilfe nehmen.

Jetzt kommen wir durch den Ort Eschede und sehen einen Hinweis zum Mahnmal für das große ICE-Zugunglück vom 3.6.98, bei dem 101 Menschen tödlich verunglückt sind.. Wir entscheiden aber, weiter zu fahren und nicht abzubiegen.

Heute laufen die Räder prima. Wir fressen die Kilometer und kommen unserem Ziel immer näher. Natürlich stelle ich mir jetzt die Frage, ob unser Auto alles unbeschadet überstanden hat, denn ich habe es in einer ruhigen Seitenstraße abgestellt. Wenn wir in Celle angekommen sind, werde ich es sofort auf den Hotelparkplatz umparken.

Als wir den nördlichen Rand von Celle erreichen, machen wir an einem Imbiss (Sissis Grill) eine kleine Pause. Gegenüber gibt es ein Bahlsen-Outlet. Ich entscheide mich diesmal für ein Schaschlik. Die Chance muss ich nutzen, denn bei uns in Hessen liegen die Teile immer in der Nähe der Nierenspieße – ganz furchtbar !! Leider entspricht das Schaschlik nicht meinen Erwartungen, das Fleisch ist zäh und die Soße wenig gewürzt. Beim nächsten Mal bleibe ich bei Currywurst, aber auch nicht in diesem Laden.

Danach rein nach Celle und schauen, ob das Auto o.k. ist. Gott sei Dank alles in Ordnung. Wir fahren mit den Rädern zum Hotel Blumlage, nur einen Katzensprung von unserer ersten Unterkunft entfernt, und checken ein. Hinter dem Hotel steht ein Parkplatz zur Verfügung und ich hole unser Auto. Auch die Räder finden eine abschließbare Unterkunft. Die ersten Sachen können schon im Auto bleiben.

Dann gehen wir aufs Zimmer, sehr schön, und machen uns frisch. Wir wollen noch einmal die Stadt erkunden, denn diesmal haben die Geschäfte geöffnet und in dem einen oder anderen laden warten noch Deko-Artikel auf uns.

Celle wirkt jetzt viel lebendiger. Einige Nippes-Sachen konnten bei genauer Prüfung doch nicht überzeugen und mussten in Celle bleiben. Mein Schatz hatte sich in bunte, kleine Blech-Herzchen verliebt und als Andenken einige adoptiert.

Für das Abendessen fanden wir ein chinesisches Schnellrestaurant. Das Essen war lecker, aber für einen längeren Aufenthalt war es zu ungemütlich. Deshalb tranken wir unser (zweites) Bier lieber in einer anderen Lokalität.

Danach ging es langsam zurück ins Hotel. Noch eine kleine Runde Bauernskat bei offener Balkontür und einen Film zum Einschlafen.

Von Celle zurück nach Hause

Die Nacht war sehr ruhig. Die Betten waren top. Natürlich gab es, wie an jedem Morgen einen ersten, selbstgemachten Kaffee am Bett. Das ist auch eine Tradition, auf die wir nicht verzichten wollen. Danach duschen und zum Frühstück.

„Das Beste zum Schluss“ heißt es, und das Hotel Blumlage hatte mit Abstand das beste Frühstück zu Bieten. Lachs und Aal – sehr lecker.

Danach packen und bezahlen. Bevor wir auf die Autobahn fahren, wollen wir beim Aldi-Nord am Ortsausgang noch paar Kleinigkeiten einkaufen. Spezialitäten, die bei uns nicht gibt.

Bis auf einen sehr schweren Unfall – zum Glück auf der Gegenseite – verläuft die Rückfahrt ohne große Probleme. Wir sind bereits gegen 14.00 Uhr wieder zu Hause und können ganz in Ruhe auspacken und im Garten nach dem Rechten sehen.


Fazit: Auf der Rundtour durch die Lüneburger Heide warteten zahlreiche Überraschungen auf uns:

  • – Es war viel hügeliger, als vermutet. Flach geht anders.
  • – Regen hätten wir nicht haben müssen.
  • – Böse Verletzung durch den Regen-Poncho.
  • – Hotels waren sehr unterschiedlich, aber alle sehr gut.
  • – Heidschnucken-Herde getroffen.
  • – Die Ausschilderung war teilweise eine Frechheit.
  • – Rettung der Schwanenmutter (mit Sohn).
  • – Die Wege in der Heide zum Teil ungeeignet.
  • – Die Fähren waren überteuert.
  • – Die Currywurst-Tests verliefen sehr erfolgreich.
  • – Die Nudelsalate von Aldi-Nord sind echt lecker.

Es war schön, aber ansprengend. Beim nächsten Mal fahren wir woanders. Tschüss Lüneburger Heide.

Ende